Wohin fliegst du kleiner Storch?
Fünf Jungstörche wurden in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut Radolfzell mit Sendern ausgestattet, um das Flugverhalten der Tiere bei ihrem Zug in den Süden besser kennenlernen und auswerten zu können.
Salem, 22. Juni 2021. Sie sind gerade mal rund acht Wochen alt und fast schon ein wenig prominent: Fünf in dieser Saison auf dem Affenberg Salem geborene Störche wurden in der vergangenen Woche mit Sendern ausgestattet. Ziel dieser Aktion, die von Andrea Flack vom Max-Planck-Institut in Radolfzell initiiert wurde, ist es, die Flugrouten der Störche bei ihrer Reise in den Süden nachvollziehen zu können. Insgesamt werden in Baden-Württemberg 40 Störche besendert, fünf davon stammen vom Affenberg Salem. Dieses Projekt ist eines der weltweit größten seiner Art. Besonders spannend ist beispielsweise die Frage, ob sich die Jungstörche unterwegs zu einer größeren Gruppe, also mit Störchen aus anderen Regionen, zusammenschließen. Über all das wird die Besenderung den Wissenschaftlern Auskunft geben.
Die diesjährige Besenderung fand wieder zum für die Störche perfekten Zeitpunkt statt. In ihrem jetzigen Alter stellen sich die Tiere einfach tot, wenn man sich mit der Hebebühne den Horsten nähert. Sind sie älter, fliegen sie weg. Die ganze Aktion wird natürlich höchst behutsam durchgeführt. Sylvia Altheimer, Storchenbeauftragte am Affenberg Salem, nimmt die Tiere vorsichtig aus ihrem Horst und „fährt“ sie per Hubsteiger nach unten. Dort angekommen, wird ein Strumpf über den Kopf der imposanten Tiere gezogen, so dass die Jungstörche ruhig bleiben. Die Besenderung übernehmen dann Andrea Flack und Iris Bontekoe vom Max-Planck-Institut.
Der eigentliche Sender wiegt nur 55 Gramm, bei einem derzeitigen Körpergewicht von rund vier Kilo für den Storch also fast nicht zu merken. Der Sender wird über Solarzellen mit Strom versorgt und die SIM-Karte im Inneren liefert die gewünschten Daten. Das kleine Gerät wird so angebracht, dass die Störche in ihren Flugbewegungen in keiner Weise eingeschränkt sind. Und wo man grade schon dabei ist: neben Besenderung, Beringung und Wiegen nimmt man den Störchen zwei kleine Federn ab, die die Bestimmung des Geschlechts ermöglichen.
Geschafft – und schon geht’s per „Lift“ wieder zurück in den Horst, wo sich die Tiere direkt wieder so verhalten, als wäre nichts gewesen. Für alle, die die Reise der Störche mitverfolgen möchten: Über die kostenlose App „Animal Tracker“ ist das anschaulich möglich. Sobald die Affenberg-Störche in der App registriert sind, werden die entsprechenden Namen über die Affenberg-Homepage, Facebook und Instagram bekannt gegeben. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unseren Störchen an diesem wissenschaftlichen Projekt teilnehmen.“, so Parkleiter Dr. Roland Hilgartner. „Die unglaubliche Reise der Jungstörche beginnt schon Ende August bzw. Anfang September. Die Reiseroute über die App nachzuvollziehen, ist sicher nicht nur für Storchenfans spannend. Und für die Wissenschaft liefert die Besenderung wichtige Daten, um das Verhalten der Tiere noch besser zu verstehen.“
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